Cal Newport ist Informatik-Professor und Digital Native (Jahrgang 1982). Von daher ist er durchaus zu Hause in der digitalen Welt. In seinem Buch Digitaler Minimalismus schreibt er aber gerade darüber, dass wir mit weniger Technologie besser leben.
Der Aufbau
Teil 1: Grundlagen
Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. In Teil 1 (Kapitel 1-3) geht es um die Grundlagen. Newport schreibt über die digitale Entwicklung seit dem Erscheinen der ersten Smartphones, begründet den Ansatz des Digitalen Minimalismus und schlägt dann eine digitale Entrümpelung vor. Er meint nicht, dass Smartphones und soziale Medien keinen Nutzen haben. Er argumentiert vielmehr, dass sie Kosten mit sich bringen (mangelnde Zeit und Aufmerksamkeit für andere Dinge) und die Kosten den Nutzen für die meisten Anwender bei weitem übersteigen. Da es laut Newport nur selten gelingt Gewohnheiten nach und nach zu verändern, empfiehlt er einen radikalen Schnitt. Für die meisten Menschen ist es kaum möglich, völlig offline zu gehen, aber während 30 Tagen soll konsequent auf so viele Dinge wie möglich verzichtet werden. Für die Apps und Dienste, auf die man nicht verzichten kann, soll man klare Grenzen für die Nutzung formulieren. Nach den 30 Tagen können optionale Technologien wieder Schritt für Schritt bewusst ins Leben integriert werden, wenn man einen Mehrwert darin erkennt.
Teil 2: Übungen
Teil 2 (Kapitel 4-7) enthält praktische Übungen. Newport schreibt von der Wichtigkeit, Zeit alleine zu verbringen, empfiehlt das Handy zu Hause zu lassen und öfter mal lange Spaziergänge zu machen. Er ermutigt den Leser, echte Gespräch zu führen, statt „gefällt mir“ zu klicken. Das Bündeln von Textnachrichten und das Einrichten von Sprechzeiten sind mögliche Wege der Umsetzung. Schließlich fordert er dazu auf, die Muße zurückzuerobern und neues zu lernen und zu schaffen, statt passiv zu Konsumieren. Das hat für Newport ganz wesentlich mit Planung zu tun.
Mein Fazit
Newport fordert den Leser in seinem Buch zum „Widerstand gegen die Aufmerksamkeitsindustrie“ auf – so auch der Titel des letzten Kapitels. Das Buch ist unglaublich praktisch und relevant. Wer ein Buch aus explizit christlicher Perspektive sucht, mag zu Tony Reinkes Wie dein Smartphone dich verändert greifen, das ebenfalls sehr hilfreich ist und stärker die Motivation in den Blick nimmt. Newport schreibt dafür noch konkreter und praktischer. Er führt den Leser Schritt für Schritt hin zu einem bewussten Nutzen neuer Technologien. Ich würde es jedem Leser raten, sich einmal auf die 30 Tage Challenge einzulassen und in diesem Zeitraum einmal auf so viele Technologien wie möglich zu verzichten. Das geht auch ohne dieses Buch, aber wer es liest, findet viele Hilfen zur Umsetzung. Wenn wir es lernen, unsere begrenzte Zeit besser einzusetzen, könnte viel gewonnen werden.
Ich danke dem Redline Verlag für die Zusendung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Meine Bewertung hat das nicht beeinflusst. Das Buch kann man auch direkt über den Verlag bestellen.
[…] und Buchautor. Ich habe schon mehrere Bücher von ihm hier vorgestellt (insbesondere Digitaler Minimalismus und Der […]
[…] einem kürzlich veröffentlichten Blog-Beitrag weist Cal Newport (hier gehts zur Besprechung seines Buches Digitaler Minimalismus) darauf hin, dass die bloße Gegenwart des Smartphones die Gehirnkapazitäten verringert. In einem […]
[…] anderer Stelle habe ich bereits über Bücher von Cal Newport geschrieben (z. B. hier). In seinem Podcast greift er Fragen seiner Leser auf. Im Wesentlichen geht es um den richtigen […]