Alle schauen aktuell in die USA, wenn es um das Thema Rassismus geht, und jeder schüttelt den Kopf. Rassismus ist allerdings kein amerikanisches Problem, sondern ein menschliches. Und auch hier gilt, dass man die Sünden der anderen viel eher wahrnimmt, als die eigenen. Warum sonst wird so häufig über die Probleme gesprochen, die man mit bestimmten Flüchtlingsgruppen importiert – während wir blind sind für unsere eigenen Problemfelder (vgl. Mt 7,3-5)? John Piper schreibt in seinem Buch Bloodlines:
Wenn sich sündige Verhaltensmuster in einer Mehrheits-Rasse entwickeln, werden sie nicht mit Rasse in Verbindung gebracht. Weil Mehrheiten nicht eine Rasse im Blick haben, wenn sie über sich selbst nachdenken, wird keins unserer Probleme als Rassenproblem angesehen. Wenn du zur Mehrheit einer Ethnie gehörst, ist nichts was du tust ethnisch begründet – es ist einfach die Art, wie Dinge getan werden. Wenn du zur Minderheit gehörst, hat alles was du tust eine Farbe.
Das Problem des „Rassenbegriffs“ behandelt Piper übrigens an anderer Stelle und ich gehe hier nicht darauf ein. Nur als Randbemerkung wegen der aktuellen Debatte: ich finde ihn (mit Piper!) sehr problematisch und wäre dafür, ihn aus dem Grundgesetz zu streichen.
[…] auch in Deutschland präsent ist. Dazu habe ich mich in der Vergangenheit zweimal geäußert (Die Sache mit dem Rassismus und Racial Profiling aus christlicher Perspektive). Da scheint es als Christ nur angebracht, sich […]
[…] Rassismus findet sich nicht nur rechtsaußen, sondern auch in der Mitte unserer Gesellschaft – manchmal auch in der Mitte unseres Herzens. Pipers Buch ist ein hervorragender Beitrag und sollte für Evangelikale in der aktuellen Rassismus-Debatte unbedingt Beachtung finden. Vor ein paar Wochen habe ich schon einmal darüber geschrieben. […]
Sorry – hätte auf “Antworten” klicken sollen …
Hallo Jakob,
danke für Dein Feedback!
Ich frage mich aber: Sind alle Biologen, die in der Vergangenheit zwischen Menschenrassen unterschieden haben oder es bis heute tun, damit automatisch “Rassisten”? (Von der Frage nach der sachlichen Berechtigung des Begriffs ganz zu schweigen – ob man nun von “Ethnie” spricht oder von “Rasse”. Hier gehen die Meinungen nämlich auch weit auseinander. Und man muss hier m. E. auch nicht gleich “Hunde” assoziieren.)
Mir ist die ganze Diskussion, die zurzeit darüber geführt wird, einfach zu “zeitgeistlastig”.
Es war nie meine Absicht ein Urteil über alle Biologen der Vergangenheit zu fällen, die den Begriff so verwendet haben. Auch nicht über alle Menschen, die den Begriff heute verwenden. Man kann selbstverständlich auch mit guten Absichten schlechte Begriffe benutzen. Ich denke einfach, der Begriff “Rasse” für Menschengruppen ist nicht passend. Mir ist klar, wir kommen als Menschen nicht ganz drum herum, Menschen in Kategorien einzuteilen. Und wenn man das mit der nötigen Sensibilität tut, ist das auch in Ordnung. Das geschieht aber leider oft eben nicht.
Hallo Jakob,
zu Deinem Beitrag hier noch ein interessanter Kommentar von idea-Chef Matthias Pankau:
“KOMMENTAR zu einem Vorstoß von Bündnis 90/DieGrünen – Grüne Symbolpolitik – Die Grünen möchten den Begriff Rasse aus dem Grundgesetz streichen.
Damit erwiesen sie Minderheiten einen Bärendienst, findet idea-Leiter Matthias Pankau.
Die Grünen möchten den Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz streichen. Hintergrund sind die weltweiten Proteste gegen Rassismus infolge des gewaltsamen Todes von George Floyd.
In Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“
Aber lässt sich ein Missstand – nämlich der des Rassismus – allein dadurch beseitigen, dass man einen Begriff tilgt? Und wer wollte bestreiten, dass es unterschiedliche Ethnien gibt? Der Vorstoß der Grünen ist nicht mehr als blinder Aktionismus und Symbolpolitik. Er erinnert an Kleinkinder, die sich die Hände vors Gesicht halten und meinen, sie seien nicht mehr zu sehen. Sie wollen den Begriff „Rasse“ aus der deutschen Sprache streichen und meinen, auf diese Weise gebe es auch keinen Rassismus mehr. Was sie übersehen: Wenn es keine Rasse mehr gibt, kann auch niemandem mehr Rassismus vorgeworfen beziehungsweise nachgewiesen werden. Ethnischen Minderheiten würde damit ein Bärendienst erwiesen.”
Hallo Peter,
du (bzw. Pankau) hast Recht, das Phänomen verschwindet nicht dadurch, dass der Begriff aus dem Grundgesetz genommen wird. Ich kann mir allerdings auch kaum vorstellen, dass das einer der Grünen so sagen oder denken würde. Und es ist doch schon so, dass Begriffe, die wir verwenden, unser Denken und dann auch unser Handeln prägen. Bei “Rasse” denke ich persönlich eher an Hunde. Der Begriff ist einfach problematisch. Er suggeriert, dass man Menschen klar in unterschiedliche Gruppen einteilen könnte (so wie Schäferhunde, Boxer, Terrier und dann Mischlinge). Pankau benutzt ja selbst den Begriff Ethnie, den ich auch passender finde. Man muss den Teil ja nicht ersatzlos streichen, man könnte ihn ersetzen. Piper hat übrigens einen extra Anhang in seinem Buch: “Is There Such a Thing as Race – A Word about Terminology”.