Auslese: März 2020

Peterson: A Long Obedience in the Same Direction

Eugene Peterson war ein bekannter evangelikaler Pastor und Theologie-Professor. Er verstarb 2018 im Alter von 85 Jahren. Im englischsprachigen Bereich ist er wohl am stärksten für seine kommunikative Bibelübersetzung The Message bekannt. Einige seiner Bücher wurden auch in die deutsche Sprache übersetzt, dieses allerdings leider nicht. Dabei ist es aktueller denn je. Der Untertitel (von 1980!) lautet: Discipleship in an Instant Society. Wenn man die Gesellschaft damals schon so bezeichnen konnte, wie viel mehr dann heute? A Long Obedience in the Same Direction ist eine Auslegung der Stufenlieder (Ps 120-134) und zeigt den Weg der Jüngerschaft durch Höhen und Tiefen. Freunde Grundtextnaher Bibelübersetzungen (zu denen ich auch gehöre) sollten sich nicht von seiner paraphrasierenden Übersetzung abschrecken lassen. Dieses Buch ist ein echter Schatz.

Uschomirski: Die Bergpredigt aus jüdischer Sicht

Anatoli Uschomirski schreibt als messianisch-jüdischer Pastor und Leiter über die Bedeutung der bekanntesten Rede Jesus’: die Bergpredigt. Der Leser wird mitgenommen in die jüdische Geschichte und Kultur. Es gibt viele passende Zitate aus der Mischna, dem Talmud und verschiedenen Autoren. Uschomirski legt nicht jeden Vers der Bergpredigt aus, sondern setzt eigene Schwerpunkte. Es geht hauptsächlich um Kap. 5 und um das Vater Unser aus Kap. 6. Nicht jedem Satz würde ich persönlich zustimmen, aber wer sich für die Bergpredigt interessiert, sollte dieses Buch gelesen haben. Meine ausführliche Buchvorstellung ist hier zu finden.

Schink: Unfollow

Als junge Journalistin bekommt Nina Schink den Auftrags, ein Experiment zu starten. Für das Jugendportal des Handelsblatts soll sie in die Welt von Istagram eintauchen und zur Influencerin werden. In ihrem Buch schreibt sie rückblickend darüber, was das Ganze mit ihr gemacht hat. Sie setzt sich offen und kritisch mit ihrem eigenen Verhalten auseinander, scheut sich aber auch nicht, von ihren Begegnungen mit bekannten Influencerinnen zu sprechen und auch Namen zu nennen. Ihr Fazit: Hinter all dem Glitzer steckt in Wirklichkeit mehr Schein als Sein. Gerade die Personen, die für viele Jugendliche Mädchen die großen Vorbilder sind, sind selbst alles andere als authentisch – vor allem, was bezahlte Werbung und Authentizität angeht. Leider werden wohl nur wenige jugendliche Mädchen (die eigentliche Zielgruppe für dieses Buch) zu diesem Buch greifen. Schade, denn es ist durchaus lesenswert und enthält auch zahlreiche praktische Tipps zum Umgang mit Instagram. Wer als „Außenstehender“ persönliche Einblick in diese Welt bekommen möchte, ist hier auch gut bedient. Es ist allerdings eher ein emotionales Plädoyer als eine sachliche Einführung.

Till: Zeit des Umbruchs

Markus Till setzt sich in seinem Buch kritisch mit der postevangelikalen Bewegung auseinander. Er schreibt dabei aus der Perspektive eines konservativen gemäßigt charismatischen Landeskirchlers. So viel zum Schubladendenken. 😉 Till bleibt durchweg in einem freundlichen Ton und argumentiert auf eine sachliche Art und Weise. Er zeigt auf, wo Christen unterschiedlicher Lager einander Dinge unterstellen, die oft so gar nicht zutreffen. Er schreibt nicht vom grünen Tisch aus, sein Buch ist das Ergebnis von vielen persönlichen Begegnungen und Gesprächen. Es ist ein hervorragender Einstieg für den positiven Dialog, ohne den eigenen Standpunkt aufgeben zu müssen.

Hyatt: The Vision Driven Leader

Nachdem Michael Hyatt sich in seinen letzten Büchern stärker mit Zielen und mit Produktivität auseinandergesetzt hat, schreibt er in seinem neusten Buch über das Thema Leiterschaft. Dabei geht es vor allem um die Notwendigkeit einer klaren Vision, die ein Leiter haben muss. Der Leser wird Schritt-für-Schritt durch den Prozess geführt, eine eigene Vision zu formulieren. Wer anderes von Hyatt gelesen hat, dem wird manch ein Prinzip oder manch eine Geschichte bekannt vorkommen. Das tut dem Ganzen meiner Ansicht nach aber keinen Abbruch. Dieses Buch ist sicher nicht für ein so breites Publikum geschrieben wie seine letzten Bücher, aber für Leiter ist es absolut empfehlenswert. Ich habe das Buch als Audiobuch gehört. Das Buch ist erst vor wenigen Tagen erschienen und die Hardware-Version ist noch auf dem Postweg. Wer einen Einblick in das Thema und in die Relevanz für Gemeindeleiter bekommen möchte, kann hier ein Interview von Thom Rainer mit Michael Hyatt zu dem Thema finden. Dort findet ihr übrigens auch einen Link, mit dem ihr einiges an kostenlosem Bonusmaterial bekommen könnt. Das Angebot gilt allerdings nur noch für wenige Tage.

Ein Kommentar

  1. Gerade wurde ich darauf aufmerksam, dass Petersons Buch 2006 doch in deutscher Sprache beim Brunnen-Verlag erschienen ist. Der Titel: “Die Seele geht zu Fuss. Glauben in einer beschleunigten Welt.” Leider ist es wohl nur noch antiquarisch erhältlich.

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