Zwei Schlüssel zur richtigen Bibelauslegung

Es gibt etliche Abschnitte in der Bibel, bei denen ich mir ein paar Details mehr gewünscht hätte. Anderes scheinbar nebensächliches wird sehr detailliert wiedergegeben. Warum ist das so?

Es gibt etliche Abschnitte in der Bibel, bei denen ich mir ein paar Details mehr gewünscht hätte. Anderes scheinbar nebensächliches wird sehr detailliert wiedergegeben. Warum ist das so?

In ihrem Klassiker Bibellesen mit Gewinn betonen Howard und William Hendricks (neben vielen anderen hilfreichen Tipps) sechs Dinge, auf die man achten sollte. Das Erste ist: „Dinge, die betont werden“. Da wir das Buch als Grundlage für unser Schulungsprogramm TfM-Bibelstudium nutzen, musste ich kürzlich daran denken.

In meiner Jahreslese befinde ich mich mal wieder im ersten Buch Mose. Und vor wenigen Tagen las ich Kapitel 23–24. Zwei Ereignisse werden hier extrem ausführlich beschrieben und ich habe mich gefragt: warum? In Kap. 23 geht es in 20 Versen bloß darum, wie Abraham eine Höhle zum Begräbnis seiner verstorbenen Frau erwirbt. In Kap. 24 dann in 67 (!) Versen darum, wie Abrahams Diener eine Frau für seinen Sohn Isaak sucht und findet.

Schlüssel 1: Achte auf den Umfang

Wenn in der Bibel über eine Sache ausführlich berichtet wird, dann in der Regel, weil der Schreiber etwas deutlich machen möchte.

In einem Buch kann etwas dadurch hervorgehoben werden, indem ihm viel Platz eingeräumt wird. (Bibellesen mit Gewinn, S.176)

Mein Gefühl sagt mir, es ist etwas anderes als das Prinzip, dass wir uns von Heiden nichts schenken lassen sollen (Kap. 23). Auch mehr als göttliche Tipps in Sachen Partnersuche (Kap. 24). Aber was?

Schlüssel 2: Achte auf den Kontext

Der Umfang allein sagt noch nichts darüber aus, was hier eigentlich wichtig ist. Wie immer ist auch hier der Kontext entscheidend. 1Mo 12 beschriebt bekanntermaßen Gottes Verheißung an Abraham. Abraham lässt sich darauf ein, vertraut Gott, und macht sich auf den Weg. In den Kapiteln danach sehen wir aber auch, wie Abraham wiederholt eigene Wege geht.

In Kap. 23 macht Abraham seinen Entschluss fest. Er bleibt im verheißenen Land. Das wird dadurch klar, dass er eine Stätte für das Erbbegräbnis erwirbt. Das will uns das Kapitel sagen. Derek Kidner schreibt dazu.

„The importance of the chapter lies in this. By leaving their bones in Canaan the patriarchs gave their last witness to the promise, as Joseph’s dying words made clear (50:25). ‘While they themselves were silent … the sepulchre cried aloud, that death formed no obstacle to their entering on the possession of it’ (Calvin)“.

Derek Kidner

Kap. 24 beschreibt nun, wie Abraham seinen Knecht sendet, eine Frau für Isaak zu suchen. Es soll eine Frau aus seiner Abstammung sein, keine Fremde. Abraham will, dass auch Isaak und damit alle Verwandten Gottes Verheißung vertrauen und sich in Israel ansiedeln. Das Kapitel beschreibt dann auf wunderbare Weise, wie Gott sich zu seiner Verheißung stellt. In den ganz „profanen“ Dingen, indem Gott Isaak eine passende Frau schenkt. Wieder Kidner:

With old age and wealth to anchor him [Abraham] to the past or present, he now looked on steadfastly to the next stage of the promise and acted with decision. The story, told with unobtrusive artistry, gives living form to the charge ‘In all thy ways acknowledge him, and he shall direct thy paths’ (Prov. 3:6). At this distance from the event, we can see how decisively the courageous obedience of a few individuals over a family matter was to shape the course of history.

Derek Kidner

Zum Mitnehmen

Das zeigt mir mal wieder, was das wichtigste beim Bibellesen ist: der Zusammenhang. 1Mo 23–24 zeigen auf wunderbare Weise: Gott ist treu. Er steht zu seinen Verheißungen.

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