Was können wir aus der Coronakrise lernen?

Jetzt leben wir schon etwa ein Jahr mit Corona. Was haben wir daraus gelernt?

Jetzt leben wir schon etwa ein Jahr mit Corona. Was haben wir daraus gelernt? Antworten von Stephan Holthaus.

In einer Folge des FTH-Podcasts stellt sich Stefan Holthaus dieser Frage. Ich fand seine Gedanken sehr hilfreich, deshalb hier eine kurze Zusammenfassung seiner Antworten. Ich empfehle allerdings auch ausdrücklich das gesamte Interview und den Podcast an sich.

Zur Rolle der Wissenschaftler

Corona ist die Stunde der Wissenschaft. Wir sollten vor allem dankbar sein für Wissenschaftler. Selbstverständlich gibt es auch berechtigte Kritik, vieles ist allerdings unberechtigt. Wenn Wissenschaftlern vorgeworfen wird, dass sie ihre Meinung in gewissen Fragen geändert hätten (z. B. in Bezug auf Masken), dann ist die Kritik nicht nachvollziehbar. In den vergangenen Monaten gab es etliche neue Studien in diesen Bereichen. Hoffentlich sind wir alle bereit zu lernen und unseren Standpunkt zu korrigieren.

Unter den Wissenschaftlern gibt es auch Selbstdarsteller, die zum Teil gar nicht mehr aktiv in der Forschung sind, aber sich selbst ins Gespräch bringen wollen. Auch zu beachten: bei allen Wissenschaftlern gibt es eine verengte Sichtweise. Für einen Weg aus der Krise müssen alle Bereiche der Gesellschaft gehört werden.

Zu den unterschiedlichen Reaktionen von Menschen

Es gibt in dieser Zeit fünf Gruppen, die ganz unterschiedlich reagieren: (1) Die Überängstlichen, die sich teilweise weit über die Forderungen der Regierung hinaus abschotten. Ähnliches fordern sie dann auch von anderen. (2) Die Verharmloser, die meinen, Corona sei eine stärkere Grippe. Sie regen sich über die Einschränkungen auf. (3) Die Apokalyptiker, die sagen, dass alles sei ein Zeichen der Endzeit. (4) Die Angepassten, die meinen, der Staat macht alles richtig und wir müssen nur unterwürfig sein. (5) Die Wichtigtuer, die ständig im Internet ihre Meinung kundtun.

Corona offenbart vieles, was in uns drinsteckt und es ist ein Charaktertest, auch für uns Christen. Deshalb brauchen wir besonnene Menschen, die bereit sind, Fakten zu prüfen, auf andere hören, aber auch ihren Weg gehen und klug entscheiden.

Stephan Holthaus

Zur Beteiligung von Christen an der Meinungsbildung

Christen sollten auf jeden Fall nicht meinen, sie seien klüger als alle Experten dieser Welt. Die Hauptaufgabe der Gemeinde ist die theologische Deutung der Krise. Außerdem die Herausforderung, die Liebe Gottes ganz praktisch zu den Menschen zu bringen.

Als Christen haben wir einen spezifischen Auftrag in der Coronakrise und das ist nicht, Experte in Virologie zu sein, sondern den Leuten die biblische christliche Botschaft zu bringen. Und die heißt: Es gibt Trost, Hoffnung und Beistand in der Krise.

stephan holthaus

Zur Beurteilung des Staates

Die Einschränkungen während des Lockdowns haben uns alle betroffen. Im internationalen Vergleich sind wir aber recht gut weggekommen. In vielen anderen Ländern waren die Einschränkungen wesentlich stärker und dort gab es keinerlei finanzielle Hilfen vonseiten des Staates. Wir klagen auf hohem Niveau. Auch wenn besonders während des zweiten Lockdowns einige Fehler gemacht worden sind, wird die deutsche Corona-Politik international gelobt. Was weniger gut gelaufen ist, war eine oft kurzfristige und nicht ausreichende Kommunikation. Hier ist viel Vertrauen verloren gegangen. Im Nachhinein ist man allerdings immer schlauer. Es ist aktuell viel komplizierter, Politiker zu sein, als Fachwissenschaftler.

Zum Thema Impfungen

Die schnelle Entwicklung ist grundsätzlich sehr erfreulich und Stefan Holthaus würde sich besonders wegen seiner vielen Kontakten impfen lassen. Die bisherigen Studien zeigen, dass die Nebenwirkungen gering ausfallen, besonders im Vergleich zu den Nachwirkungen von Corona. Das Warten auf Europa muss grundsätzlich positiv bewertet werden. Da Deutschland ein Transitland ist, muss alles mit internationaler Absprache geschehen.

Zu Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien gab es schon immer. Im Zentrum steht ein Sündenbock (früher oft die Juden, heute z. B. Bill Gates) und es wird mit diffusen Ängsten gespielt (z. B. mit der Impfung eingepflanzte Chip). Sie werden vor allem von Menschen aufgenommen, die frustriert und enttäuscht sind und ein grundsätzliches Misstrauen haben.

Verschwörungstheorien geben einfache Antworten auf komplizierte Fragen. Die Welt ist heute so komplex, dass man kaum alle Facetten durchschauen kann. Wenn dann jemand kommt, der das Problem scheinbar klar benennt, klatschen alle. Zensur sollte man hier nicht vornehmen. Demokratie muss unterschiedliche Sichtweisen ertragen. Als Christen sollten wir uns dagegen wenden, aufklären, mitunter auch distanzieren.

Was wir sonst noch lernen können

Die Coronakrise zeigt uns: Der Mensch hat Grenzen. Wir haben eben nicht alles im Griff. Wir dürfen aber wissen: Gott sitzt im Regiment und bei ihm dürfen wir geborgen sein. Wenn wir zu Gott rufen, hört er (2Mo 2,24). Diese Botschaft muss zu den Menschen.

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