Vom Nutzen der Aufschieberitis

Die Aufschieberitis ist wohl eine der größten Plagen der Menschheit. Bei kreativen Prozessen hat sie aber auch ihre guten Seiten.

Ich bin ein großer Anhänger der GTD-Methode von David Allen (zu Deutsch, Wie ich Dinge geregelt kriege: Selbstmanagement für den Alltag). Zentraler Leitsatz: Alle Aufgaben, die zu tun sind, sollten sofort erledigt werden (wenn es schnell geht) oder in einem Management-System abgelegt werden. So wird der Zwischenspeicher im Gedächtnis frei und es wird doch sichergestellt, dass nichts vergessen wird. Dieses Vorgehen ist allerdings nicht immer sinnvoll.

Ich lese gerade Nonkonformisten: Warum Originalität die Welt bewegt von Adam Grant. In Kap. 4 schreibt er über strategische Verzögerungen. Gerade in kreativen Prozessen kann es sinnvoll sein, Aufgaben aufzuschieben und so das Unterbewusstsein arbeiten zu lassen. Die besten Gedanken für seine bekannteste Rede (I have a dream) kamen Martin Luther King z. B. erst in der Nacht vor seiner Rede bzw. zum Teil erst auf dem Rednerpult.

Positive Aufschieberitis in der Predigtvorbereitung

Ich kenne durchaus sehr gute Prediger, die ihre Predigten an einem Tag vollständig ausformulieren. Das sind allerdings die Ausnahmen. Ich jedenfalls brauche Zeit, um das Ganze im Hintergrund arbeiten lasse. Die besten Ideen für eine Predigt bekomme ich, wenn ich frühzeitig anfange, mich dabei aber nicht zu schnell festlege. Die Konsequenzen für mich:

  1. Wenn möglich fange ich min. zwei Wochen vorher an, mich mit einem Predigttext zu beschäftigen. Es reicht schon, wenn ich mir in der Woche 1–2 Stunden Zeit nehme.
  2. Von Natur aus lerne ich immer gerne Neues. Wissbegier und Ideensammler sind meine TOP 2 beim StrengthFinder. Trotzdem brauche ich Zeiten, in denen ich nichts tue, also meine Gedanken schweifen lasse.
  3. Wenn mir ein Gedanke kommt (eine passende Einleitung, eine gute Illustration …), notiere ich ihn mir sofort. Sonst vergesse ich sie schnell wieder.

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