Buchbesprechung: Schnelles Lesen, langsames Lesen

Laut einer Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse nahmen knapp neun Millionen deutsche 2018 täglich ein Buch zur Hand. Weitere 20 Millionen immerhin wenigstens einmal pro Woche. Die Zahl der Online-Leser ist selbstverständlich wesentlich höher. Worüber wir uns oft zu wenig Gedanken machen: nicht nur der Inhalt prägt unser Denken, sondern auch das Medium. Genau damit beschäftigt sich Maryanne Wolf in ihrem Buch Schnelles Lesen, langsames Lesen. Bereits vor zwei Wochen hatte ich auf ein Zitat aus ihrem Buch hingewiesen. Nun folgt die Buchbesprechung.

Der Hintergrund des Buches

Maryanne Wolf ist Professorin für kindliche Entwicklung, Kognition- und Literaturwissenschaftlerin an der Tufts University in Massachusetts. Ihre Berufung bekam sie, während sie als junge angehende Lehrerin Kindern auf Hawaii das Lesen lehrte. Dort erlebte sie hautnah, welche Macht das Lesen hat. Viele Jahre später bemerkte sie, dass es ihr äußerst schwer fiel, sich in ihrer Freizeit mit anspruchsvoller Literatur zu beschäftigen, was in früheren Jahren selbstverständlich für sie gewesen war. Sie bemerkte, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich auf schwierige Texte zu konzentrieren. Sie musste es selbst erneut lernen, konzentriert zu lesen.

Der Aufbau Des Buches

Das Buch besteht aus neun Kapiteln. Die einzelnen Kapitel sind in Form von Briefen von der Autoren an den Leser geschrieben. Das zeigt bereits, dass es um eine persönliche Botschaft geht. Jedes Kapitel beginnt mit einer Anrede und endet mit einem Gruß.

Der Inhalt des Buches

Maryanne Wolf zeigt in ihrem Buch, was im menschlichen Gehirn vor sich geht, wenn wir lesen und wie unser Gehirn durch den Vorgang des Lesens geprägt wird. Dabei beschreibt sie die Tendenz Wachsente Tendenz, Inhalte nur noch zu überfliegen und nicht ausreichend zu reflektieren. Wolf ist keine grundsätzlichere Kritikerin der Modernen Medien. Sie plädiert vielmehr für einen gesunden Umgang damit. Als Pädagogin schreibt sie, dass insbesondere kleine Kinder den modernen Medien nicht unbedacht ausgesetzt werden sollten. Etwa ab dem Grundschulalter sollten Kinder dann schrittweise an digitale Medien herangeführt werden. Selbstverständlich können diese dann auch eine positive Wirkung auf die Lesefähigkeiten haben.

Die Hauptaussage des Buches

Die Fähigkeit schnell zu lesen, ist in unserer heutigen Gesellschaft unglaublich wichtig. Wer Inhalte schnell überfliegen kann, kann sich die wichtigsten Informationen sehr schnell aneignen. Das langsame Lesen ist aber ebenso wichtig, da Inhalte nur so reflektiert und kritisch geprüft werden können. Laut Wolf müssen wir beide Fähigkeiten erlernen und sollten bei einigen Inhalten bewusst schnell, bei anderen bewusst langsam lernen. Sie vergleicht es mit Kindern, die zweisprachig aufwachsen und ohne groß zu überlegen zwischen den Sprachen hin- und herschalten können.

Mein Fazit

Ein überaus anregendes Buch, das extreme Positionen vermeidet und gleichermaßen gründlich wie praktisch ist. Insbesondere für Eltern, Pädagogen und Lehrer sehr empfehlenswert, aber auch für alle, die ihre eigenen Lesegewohnheiten hinterfragen wollen.

Ich danke der Verlagsgruppe Random House für die Zusendung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Die Verlagsgruppe Random House ist Eigentümer des Pinguin Verlags, bei dem das Buch erschienen ist. Meine Bewertung hat das nicht beeinflusst. Das Buch kann man unter anderem über Amazon bestellen.

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