Beten – aber zu wem eigentlich?

Eigentlich klar, zu wem Christen beten. Oft herrscht aber gerade hier Unklarheit. Und das liegt zum Teil in der Natur „der Sache“. Zu wem nun beten: zum Vater, zu Jesus oder zum Heiligen Geist?

Eigentlich klar, zu wem Christen beten. Oft herrscht aber gerade hier Unklarheit. Und das liegt zum Teil in der Natur „der Sache“ – besser gesagt in der Natur des dreieinen Gottes. Zu wem nun beten: zu Gott, dem Vater, dem Sohn oder dem Heiligen Geist?

Zu wem Christen beten

Die meisten Christen nutzen bestimmte Anreden, die sie oft von anderen übernommen haben, ohne sie theologisch zu reflektieren. Es wird dann zum „lieben Vater“ gebetet, zum „Vater im Himmel“, zu „Gott“, zum „Herrn“, zu „Jesus“, manchmal auch zum „Heiligen Geist“. Fast alle diese Anreden finden wir auch im Neuen Testament – abgesehen vom Heiligen Geist. Manche Christen beten (fast) nie zum Vater, manche (fast) nie fast zu Jesus.

Der biblische Befund

Ich habe nicht nachgezählt, aber gefühlt wird in 90% der neutestamentlichen Gebete Gott der Vater angesprochen. Die genaue Anrede kann dabei voneinander abweichen. Auch die Gebete von Jesus selbst sind natürlich an diese Adresse gerichtet. Ohne Zweifel gibt es im Neuen Testament mehr Gebete, die an den Vater gerichtet sind, als Gebete, die an den Sohn gerichtet sind. Das gilt auch für die neutestamentlichen Briefe. Allerdings definiert Paulus die Gemeinde auch als diejenigen, „die an jedem Ort den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen” (1Kor 1,2). Und es gibt weitere Beispiele, in denen Jesus im Gebet angesprochen wird (z. B. Apg 7,59; Offb 22,20). Der zahlenmäßige Schwerpunkt liegt aber deutlich auf dem Gebet zum Vater.

Was tun?

Es wäre sicher der falsche Weg, eine Gebetsquote einzuführen, die regelt, wie viele Gebete wir an den Vater und wie viele wir an den Sohn richten sollten. Das ist überhaupt nicht die Absicht meines Beitrags. Ich glaube aber, dass es gut ist, mal sein eigenes Gebetsleben auch in dieser Hinsicht zu reflektieren. Es ist notwendig, in unserem geistlichen Leben sowohl den Vater als auch den Sohn im Blick zu haben. Abgesehen davon glaube ich allerdings auch, dass es dann zweitrangig ist, wen ich in meinen Gebeten adressiere. Gott wird die Gebete schon richtig zuordnen können.

Das denke ich mir übrigens auch, wenn Christen zum Heiligen Geist beten. Diese Praxis kann ich zwar im Neuen Testament nicht finden, aber ich halte es auch nicht für dramatisch. In konservativ evangelikalen Gemeinden hört man auch immer wieder Gebete wie: „Danke, Vater, dass du für uns am Kreuz gestorben bist“. Oder: „Danke, Jesus, dass ich dein Kind sein darf. Und selten habe ich irgendwen gehört, der sich darüber beklagt. Beide Aussagen sind biblisch eindeutig falsch. Hier werden die Personen der Dreieinigkeit schlichtweg miteinander verwechselt. Wer das theologisch zu Ende denken würde, würde bei handfester Irrlehren enden. Allerdings tut das wohl kaum jemand in unseren Kreisen.

Wir sollten unsere Worte wie auch unsere Gebete theologisch reflektieren. Dazu rufe ich mit diesem Beitrag deutlich auf. Am Ende ist es allerdings nicht eine klare Dogmatik, die uns rettet. Es ist der dreieinige Gott – und der sieht unser Herz an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert