Kürzlich bekam ich die Frage nach einer guten Studienbibel gestellt. Das nehme ich zum Anlass, über die drei Studienbibeln zu schreiben, denen ich am häufigsten begegne.
John MacArthur Studienbibel
Die in unseren Kreisen bekannteste Studienbibel ist vermutlich die von John MacArthur. Theologisch steht MacArthur für Bibeltreue, eine calvinistische Soteriologie (Heilslehre) und eine dispensationalistische Eschatologie (Endzeitlehre). Zusätzlich zu den Erklärungen in den Fußnoten sind Einleitungen zu den einzelnen Biblischen Büchern enthalten, sowie ein recht ausführlicher Themenindex. Außerdem ein paar schön dargestellte Landkarten. Die verwendete Bibelübersetzung ist die Schlachter 2000. Im Neuen Testament folgt sie meiner Ansicht nach nicht dem besten griechischen Grundtext (siehe z. B. hier), aber ansonsten ist sie doch eine gute Übersetzung.
Ryrie Studienbibel
Die Ryrie Studienbibel wurde von zwei (ehemaligen) Dozenten der Bibelschule Brake uns Deutsche übersetzt. Verfasst wurde sie von Charles Ryrie (1925–2016), einem langjährigen Professor am Dallas Theological Seminary. Die Anmerkungen fallen häufig etwas knapper aus als bei MacArthur, die Einleitungen von der Tendenz her ebenfalls. Dafür ist etwas mehr Kartenmaterial dabei. Neben dem Themenindex gibt es außerdem eine Übersicht zu verschiedenen Bereichen der biblischen Lehre im Anhang. Als Bibelübersetzung wird die Revidierte Elberfelder Übersetzung verwendet – meiner Ansicht nach die beste Wahl für eine Studienbibel. Theologisch gibt es eine große Schnittmenge zwischen MacArthur und Ryrie. Der größte Unterschied ist sicher das Verständnis der Heiligung bzw. der Zusammenhang zwischen Heiligung und Rettung. Während MacArthur die sogenannte Lordship Salvation vertritt (Jesus kann nur der persönliche Retter sein, wenn er auch der persönliche Herr ist), vertrat Ryrie die Free Grace-Position (Rettung geschieht aus freier Gnade, d. h. völlig unabhängig vom persönlichen Gehorsam).
Scofield Studienbibel
Die Scofield Studienbibel geht auf C. I. Scofield (1843–1921) zurück. Sie wurde allerdings 1967 nachträglich an einigen Stellen überarbeitet. Wie MacArthur und Ryrie war auch Scofield ein Vertreter des Dispensationalismus, allerdings mit einer etwas stärkeren Ausprägung. Die theologischen Positionen gleichen weitestgehend denen von Ryrie. Es gibt allerdings auch Unterschiede. So war Scofield z. B. ein Vertreter der Lücken-Theorie, die einen unbestimmten Zeitraum nach Erschaffung der Erde in 1Mo 1,1-2 (vgl. Jes 45,18) hineininterpretiert. Auch diese Studienbibel hat die Revidierte Elberfelder Übersetzung als Grundlage. Die Einleitungen und Anmerkungen fallen aber noch kürzer aus als die der Ryrie Studienbibel. Zeittafeln und Pläne gleichen der Standardausgabe der Revidierten Elberfelder Übersetzung.
Mein Fazit
Von den Fußnoten und dem Zusatzmaterial her empfinde ich die MacArthur-Studienbibel am stärksten. Ich teile zwar nicht seinen Calvinismus, mit dem Heiligungsverständnis von Ryrie und mit dem Dispensationalismus in der Ausprägung von Scofield habe ich aber ebenfalls meine Probleme. Was die Übersetzung angeht, so hätte ich mir gewünscht, dass auch die MacArthur Studienbibel die Revidierte Elberfelder als Grundlage hat.
Keine Studienbibel ist perfekt. Aber es gibt meiner Ansicht nach Ausgaben, die recht nah herankommen. Nächste Woche möchte ich über drei englischsprachige Studienbibeln schreiben, die ich noch wesentlich häufiger verwende als die hier genannten deutschen Ausgaben.
Alle Revidierten Versionen mit dem Kritischen Westcott & Hort Text sind abzulehnen!!!
Vielen Dank für deinen Kommentar, Karsten. Inhaltlich sehe ich das etwas anders, siehe z. B. hier: https://jakobhaddick.de/fehlende-verse-in-bibelubersetzungen-wie-man-als-prediger-damit-umgehen-sollte/. Solche Pauschalurteile helfen aus meiner Sicht nicht weiter.
[…] Woche habe ich drei deutsche Studienbibeln vorgestellt. Nun folgen drei englische, die ich wesentlich häufiger […]