Ich schaue dankbar auf das Hermeneutik-Seminar am vergangenen Samstag in Salzburg zurück. Falls sich der ein oder andere Besucher des Seminars auf dieser Website verirrt haben sollte: es war mir eine große Freude! Ich dachte es wäre an dieser Stelle passend, mit einem Gedanken abzuschließen, den ich bei Jonathan Pennington las. Pennington bezieht sich wiederum auf Timothy Ward, dessen Buch (Words of Life) ich aber nicht gelesen habe. In dem Abschnitt geht es um die Spannung zwischen einem sachkundigen Lesen von Gottes Wort und der rechten Haltung gegenüber Gottes Wort.
Ward beobachtet, dass viele gläubige Leser sich Sorgen darum machen, ‚die Schrift falsch zu verstehen‘. Wir sollten uns natürlich darum sorgen, die Bedeutung der Schrift richtig zu interpretieren, weil wir für fortwährend in der Erkenntnis Gottes wachsen sollten. ‚Trotzdem sollte unsere größere Sorge die Leichtigkeit sein, mit der wir uns damit zufrieden geben, die Wahrheit kennenzulernen, während wir uns dagegen wehren, Gott mit dieser Wahrheit in uns wirksam werden zu lassen, als das scharfe Schwert, als das er sie bestimmt hat.‘ Ward stellt die Spannung dar, die zwischen einem sachkundigen Lesen und einer angemessenen Haltung aufrecht erhalten werden muss.“
Jonathan Pennington, Reading the Gospels Wisely (eigene Übersetzung)
Die Baustelle des eigenen Herzens lässt sich leider nicht durch ein Wochenendseminar beheben. Ich wünschte, es wäre so! Wir brauchen Gottes Geist, um Gottes Wort richtig zu verstehen. Viel mehr noch brauchen wir ihn aber, um nach Gottes Wort zu leben. Diese Tatsache macht deutlich, wie abhängig wir von Gott sind. Wenn Jesus seinen Jüngern verheißt, dass der Geist der Wahrheit sie in alle Wahrheit leiten wird (Joh 16,13), dann meint er nicht nur, dass er ihnen intellektuelles Verständnis schenkt. Die Wahrheit soll Teil ihres Lebens werden (vgl. Ps 25,4f). Wenn wir unsere Bedürftigkeit hier anerkennen, ist das die beste Grundlage für geistliches Wachstum.