Hoffnung wird oft als etwas verstanden, das man entweder hat oder eben nicht. Das ist der Unterschied zwischen Optimisten und Pessimisten. Die biblische Perspektive ist allerdings eine andere. Hoffnung ist eine Einstellung, die man maßgeblich einüben kann und sollte. Anders ist es nicht zu verstehen, dass Abraham „gegen Hoffnung auf Hoffnung hin geglaubt hat“ (Röm 4,18). Er kämpfte für diese Perspektive der Hoffnung. Er setzte sein Vertrauen auf Gott und das gab ihm gegen alle äußeren Umstände Hoffnung.
N. T. Wright beschreibt die Natur der Hoffnung in seiner Paulus-Biografie sehr zutreffend:
„Hoffnung“ ist in diesem Sinne nicht ein Gefühl. Es ist eine Tugend. Man muss sie praktizieren, wie ein schwieriges Stück auf der Violine oder einen komplizierten Schlag beim Tennis. Man übt die Tugend der Hoffnung durch Anbetung und Gebet, durch das Anrufen des einen Gottes, durch das Lesen und das Vergegenwärtigen der Geschichte der Schrift, und durch das bewusste Festhalten an der ungewissen Zukunft inmitten der unerschütterlichen göttlichen Verheißungen.
N. T. Wright, Paul: A Biography (eigene Übersetzung)
Manches von dem, was N. T. Wright an anderer Stelle schreibt, beurteile ich durchaus kritisch. Mit dieser Aussage trifft er meiner Meinung nach aber den Nagel auf den Kopf. Gott bewirkt Hoffnung durch seinen Geist (Röm 15,13). Das entbindet uns aber nicht von unserer eigenen Verantwortung. Üben wir heute die Tugend der Hoffnung, indem wir unseren Blick auf Gott richten!