Oft verbringe ich viel Zeit damit, eine gute Predigtgliederung zu erstellen, nach passenden Bildern zu suchen und eine interessante Einleitung zu finden. Manchmal gelingt mir das besser, manchmal weniger gut. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass der Aufwand seine Berechtigung hat. Trotzdem kann Predigtvorbereitung auch zu einem Götzen werden. Dazu ein längeres Zitat von D. A. Carson aus einer kürzlich veröffentlichten Podcast-Folge über Preaching Narrative Texts.
Es ist möglich, sich so auf die Methoden der Homiletik zu konzentrieren, dass es dein Ziel ist, eine perfekte Predigt vorzutragen. Diese wird dann anhand der Gliederung und der Einleitung beurteilt. Danach, wie ergreifend sie ist und nach den Worten und der Betonung und der Präsentation und so weiter. Dann beginnst du, mehr über die künstlerische Form der Predigt nachzudenken, die Kunst und Wissenschaft des Predigens, als über die Menschen, zu denen du sprichst. Du musst dich immer daran erinnert, dass es dein Anliegen als Prediger im Haus Gottes ist, Gottes Volk Gottes Botschaft zu überbringen. Sorgfalt in der Homiletik sollte dazu führen, das besser zu tun. Aber wenn die Disziplin selbst zum Fokus wird, besteht die Gefahr, dass Homiletik zum Götzen wird. Du willst nicht, dass Menschen beim Verabschieden an der Tür etwas sagen wie: „Das war heute eine brillante Predigt, Pastor.“ Du willst nicht, dass sie sagen: „Das war wirklich beeindruckend, das hätte ich nie alles aus dem Text herausholen können.“ Du willst niemals, dass sie sagen: „diese Woche hast du deine Worte ganz sorgfältig ausgewählt, Pastor.“ Du willst, dass sie etwas sagen wie: „Gott hat heute wirklich zu mir gesprochen, danke.“ Oder: „Alles, was du über den Text gesagt hast, war wirklich direkt dort. Ich hätte es selbst sehen müssen, oder?“ Das ist es, was du willst, so dass die Predigt ein Werkzeug für die Kommunikation des allmächtigen Gottes ist, durch sein Wort zu seinem Volk zu reden. Das ist deine Aufgabe als Pastor. Und das in eine künstlerische Form umzuwandeln, die Menschen bewundern können, ist eine Form des Götzendienstes.
(D. A. Carson, eigene Übersetzung)
Es lohnt sich, Predigten intensiv vorzubereiten. Das betont auch Carson in der genannten Podcastfolge. Man sollte aber nie das Ziel aus dem Blick verlieren. Es geht nicht darum, eine gute Präsentation abzuliefern. Es geht um wesentlich Größeres. Betet für eure Prediger, dass ihnen das stets vor Augen steht.