Auf den Podcast {ungeskriptet} von Ben wurde ich durch das Interview mit Jasmin von Liebe zur Bibel aufmerksam. Ich schätze ihren Wunsch, Gottes Wort bekannt zu machen, und finde ihre Leidenschaft absolut bemerkenswert. Dennoch hat mich das Gespräch persönlich nicht ganz überzeugt – vor allem, weil darin viele theologische Themen angesprochen wurden, Jasmin aber eben theologisch nicht ganz sattelfest ist. So äußert sie zum Beispiel, dass in der Bibel beschriebene Riesen Dinosaurier gewesen sein könnten, das jüdische Volk die ägyptischen Pyramiden gebaut habe oder David Psalm 22 um 700 v. Chr. geschrieben habe. Sie betont zwar mehrfach, sich bei Details nicht sicher zu sein, doch solche Spekulationen lassen auch andere Aussagen weniger glaubwürdig wirken. Außerdem wird vergleichsweise viel Raum auf charismatische Phänomene wie Dämonenaustreibung, Weissagung und Sprachengebet verwendet – Themen, die in evangelikalen Kreisen durchaus umstritten sind. Zwar bringt Ben diese Themen ins Spiel, und Jasmin äußert sich oft zurückhaltend und verweist auf andere Meinungen innerhalb der evangelikalen Welt, dennoch wirken solche Randthemen im Gespräch überproportional präsent.
Was den Podcast besonders macht
Viele andere Folgen von {ungeskriptet} sind nicht nur hörenswert, sondern wirklich horizonterweiternd. Ben gelingt es, seinen Gästen Raum zu geben. Die Gespräche dauern oft zwei bis drei Stunden, wirken aber nie langatmig. Es geht nicht um Pointen oder schnelle Antworten, sondern um echtes Verstehen. Gerade das macht den Reiz aus: Man lernt, andere Denkweisen nachzuvollziehen – und wird dadurch herausgefordert, das eigene Denken zu reflektieren oder auch zu korrigieren.
Vergleich mit Lex Fridman: Zwei Stile, ein Format
Ich höre seit einiger Zeit gerne die Gespräche von Lex Fridman (siehe hier), einem US-amerikanischen Podcaster mit Fokus auf KI, Wissenschaft, Gesellschaft und Philosophie. Auch dort: lange Gespräche, wenige Schnitte, echte Neugier. Was mir lange nicht bewusst war: Mit Ben gibt es ein vergleichbares Format im deutschsprachigen Raum. Der Stil ist anders – Fridman ist deutlich besser vorbereitet und wissenschaftlich präziser, während Ben eher intuitiv, persönlich und allgemeinverständlich fragt. Beides hat seinen Wert. Besonders, weil {ungeskriptet} keine Vorkenntnisse voraussetzt und damit auch für Laien oder neugierige Hörer zugänglich bleibt.
Drei besonders empfehlenswerte Folgen
Aus den bisher gehörten Episoden fand ich besonders diese drei spannend:
#204: „Leben in Angst – Die Wahrheit über die Zeugen Jehovas“
Der ehemalige Zeuge Tim berichtet eindrücklich über Angst, Ausgrenzung und den mühsamen Weg in die Freiheit. Kein reißerisches Aussteiger-Interview, sondern ein differenzierter Einblick in eine geschlossene Welt.
#200: „Deshalb zerbrechen Beziehungen“ mit Dr. Raphael Bonelli
Der Wiener Psychiater erklärt prägnant, woran Beziehungen scheitern – und was helfen kann. Psychologisch fundiert, lebensnah und stellenweise herausfordernd. Seine katholische Weltanschauung prägt das Gespräch hörbar mit.
#135: „Ist der Islam gefährlich?“ mit Ex-Salafist Marcel Krass
Ein Gespräch, das sich einem heiklen Thema stellt. Obwohl Krass sich von manchen Überzeugungen distanziert hat, bleibt er natürlich ein überzeugter konservativer Muslim. Er wirkt allerdings sehr ehrlich und authentisch. Seine Kritik am Christentum – insbesondere an der Dreieinigkeit – bleibt dabei wenig überzeugend.
Fazit: Gespräche, die zum Denken anregen
{ungeskriptet} ist ein Ort echter Gespräche. Wer bereit ist, sich auf unterschiedliche Perspektiven einzulassen, wird hier fündig. Nicht jede Folge ist gleich stark, aber die besten Episoden bieten Tiefgang, Ehrlichkeit und neue Denkanstöße. Ein Podcast für Menschen, die nicht nach Schlagzeilen suchen, sondern nach Substanz.
Ich höre zwar immer wieder Podcasts, aber das Angebot ist natürlich riesig. Sollte jemand Vorschläge für gute Podcasts haben, bin ich dankbar für einen Hinweis.