Jamie Dunlop geht in seinem Buch „Du nervst“ einer Frage nach, die wohl jeder Christ kennt: Warum führt Gott gerade die Menschen in unsere Gemeinde, die uns persönlich nicht sympathisch sind? Und wie können wir mit ihnen leben, sie lieben und ihnen vergeben? Im Kern geht es um zwei Themen, die für jede Gemeinde entscheidend sind: Einheit und Liebe.
Aufbau des Buches
Das Buch ist klar gegliedert: In einer Einleitung zeigt Dunlop, dass Konflikte in der Gemeinde kein Unfall sind, sondern ein Beweis dafür, dass Glaube praktisch wird. Darauf folgen acht Kapitel, die jeweils eine konkrete Herausforderung aufnehmen – zum Beispiel die Fragen, ob man schwierige Menschen wirklich lieben kann, ob Vergebung möglich ist oder ob es nicht einfacher wäre, ohne sie auszukommen. Jeder Herausforderung stellt Dunlop eine biblische Wahrheit aus dem Römerbrief (Kapitel 12, 14 und 15) entgegen. Am Ende jedes Kapitels gibt es praktische Reflexionsfragen und Gebetsanliegen – für den Einzelnen, für die gesamte Gemeinde und für die Leitung der Gemeinde. Das macht das Buch leicht anwendbar.
Gemeinde ist Familie
Ein zentrales Bild ist das der Familie: Wir können uns die Mitglieder nicht aussuchen. Gott stellt uns bewusst zusammen, damit wir in Geduld, Liebe und Vergebung wachsen. Schon die ersten Christen mussten lernen, Spannungen auszuhalten. Unter den Jüngern Jesu standen Simon der Zelot und Levi der Zöllner auf völlig entgegengesetzten Seiten – und doch gehörten beide zu ihm. Ebenso bestand die Urgemeinde aus Judenchristen und Heidenchristen. Es wäre einfacher gewesen, zwei getrennte Gemeinden zu gründen, doch das kam für die Apostel nicht in Frage. Einheit sollte sichtbar machen, dass das Evangelium im Zentrum steht.
Wo Unterschiede zur Gefahr werden
Dunlop zeigt, dass Differenzen viele Ursachen haben können: theologische Fragen, politische Überzeugungen, unterschiedliche Persönlichkeiten. Gerade in den letzten Jahren ist sichtbar geworden, wie brüchig Einheit sein kann. Politische Themen wie Migration, Klima oder soziale Gerechtigkeit haben nicht nur Gesellschaften gespalten, sondern auch Gemeinden. Die Versuchung ist groß, zu verbittern oder die eigene Gemeinde zu verlassen. Doch das wäre ein fatales Signal. Einheit ist kein Nebenthema, sondern ein zentrales Zeugnis für die Welt.
Vergebung ist nie billig
Besonders eindrücklich ist Dunlops Darstellung von Vergebung. Er macht klar: „Die Vergebung sagt nicht: ‚Diese Sünde muss nicht bestraft werden.‘ Sie sagt vielmehr: ‚Weil Gott straft, steht es mir nicht zu, zu strafen.‘“ Vergebung bedeutet, die Schuld nicht kleinzureden, sondern sie in ihrer ganzen Schwere zu sehen – und dennoch Versöhnung zu suchen. Oder wie Dunlop es formuliert: „Sie, der Gekränkte, bezahlen die Schuld. So etwas wie billige Vergebung gibt es nicht.“
Persönlich herausgefordert
Wer dieses Buch liest, merkt schnell: Es geht nicht zuerst um die „anderen“, sondern um einen selbst. Es fordert dazu heraus, eigene blinde Flecken zu erkennen und zu lernen, Liebe praktisch einzuüben. Ein Satz fasst das sehr gut zusammen: „Wenn wir den Zweck, die Freude und die Kraft der Gemeinde als wunderbares Abbild Jesu wiederentdecken, werden wir erkennen, warum wir in der Liebe ausharren sollen.“
Zum Autor
Jamie Dunlop ist einer der Pastoren der Capitol Hill Baptist Church in Washington, D.C. Nach einem Ingenieursstudium in Princeton arbeitete er zunächst zehn Jahre in der Wirtschaft, bevor er 2009 ins Pastoren-Team wechselte. Heute verantwortet er neben Predigt und Gemeindeleitung auch Verwaltung, internationale Arbeit und die Zusammenarbeit mit christlichen Non-Profits. Gemeinsam mit seiner Frau Joan lebt er mit drei Kindern in Capitol Hill.
Fazit
„Du nervst“ ist kein Ratgeber, den man „für andere“ liest. Es ist ein Buch, das persönlich herausfordert. Es erinnert daran, dass Einheit nicht Selbstzweck ist, sondern Gott verherrlicht und das Evangelium sichtbar macht. Gerade darin liegt die eigentliche Kraft der Gemeinde: dass Christus uns befähigt, einander zu lieben, zu vergeben und gemeinsam durchzuhalten – auch wenn es manchmal nervt.
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