Künstliche Intelligenz ist längst kein Randthema mehr. Ob in Schule, Wirtschaft oder Gemeinde – wir stehen mitten in einer tiefgreifenden technologischen Veränderung. Wie sollen Christen damit umgehen? Genau dieser Frage widmet sich das Buch AI Shepherds and Electric Sheep (Affiliate-Link). In dieser Rezension zeige ich, wie die Autoren eine christliche Perspektive auf Künstliche Intelligenz entfalten und aufzeigen, wie Gemeinden Chancen nutzen und Gefahren erkennen können.
Es ist ein grundlegendes Werk zu einem hochaktuellen Thema. Die Autoren machen deutlich: KI ist weder der Feind des Menschen (wie die Ludditen im 19. Jahrhundert dachten, die Maschinen zerstörten), noch der Retter des Menschen (wie es heutige Transhumanisten hoffen). Beide Reaktionen sind verständlich, aber unzureichend. Stattdessen plädieren sie für einen dritten Weg: Weisheit im Umgang mit KI – theologisch fundiert, ethisch reflektiert und praktisch umsetzbar.
Menschsein im Zeitalter der KI
Im Zentrum des Buches steht die Frage, was es im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz bedeutet, Mensch zu sein. Die Autoren betonen, dass der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen ist – mit der einzigartigen Fähigkeit, Beziehungen zu leben und Verantwortung für die Schöpfung zu tragen. Technik und auch KI sind Teil dieses Auftrags: Sie sind uns anvertraut, um gestaltet und zum Wohl anderer eingesetzt zu werden. Doch gerade darin liegt auch die Gefahr. KI darf Beziehungen nicht ersetzen, sondern muss ihnen dienen. Sie kann uns unterstützen, aber niemals den Platz von Gebet, Kreativität oder zwischenmenschlicher Nähe einnehmen. Besonders warnen die Autoren davor, dass wir uns von der ständigen Verfügbarkeit digitaler Angebote vereinnahmen lassen. Deshalb rufen sie dazu auf, bewusst Räume der Unterbrechung und technikfreie Zeiten zu schaffen – Orte, an denen wir uns unserer Menschlichkeit neu vergewissern und uns auf Gott ausrichten können. Menschsein im Zeitalter der KI bedeutet also, Technologie verantwortungsvoll zu nutzen, ohne ihr die Deutungshoheit über unser Leben zu geben.
Praktische Implikationen für Gemeinde und Leitung
Besonders hilfreich ist das abschließende Kapitel, in dem sie konkrete Anwendungsfelder für Gemeindemitarbeiter benennen – veranschaulicht durch ein Ampel-Modell:
Rot – Finger weg
- KI darf keine Predigten oder Bibelarbeiten schreiben oder halten. Denn was KI fehlt, sind Prophetie (gemeint ist die geistliche Dimension der Verkündigung), Kreativität und Gebet.
- Ebenso soll KI kein Ersatz für Seelsorge sein.
- Auch Gemeindelieder oder ganze Gottesdienste sollten nicht von Maschinen gestaltet werden.
Orange – Vorsicht und Begleitung
- KI kann helfen, bei der Themenfindung und Vorbereitung einer Predigt zu unterstützen – etwa indem sie Kommentare zusammenfasst oder auf Anwendungsbereiche hinweist. Auch beim Überarbeiten und Glätten einer Gliederung kann sie nützlich sein. Aber all das darf nur als Ergänzung geschehen, die in der Verantwortung des Predigers bleibt.
- Auch Stellenbeschreibungen können mit KI formuliert werden, wenn der Mensch die inhaltliche Verantwortung behält.
-> „Wie das praktisch aussehen kann, habe ich in diesem Artikel über KI in der Predigtvorbereitung beschrieben.“
Grün – Mutig nutzen
- KI eignet sich gut für die Erstellung von Inhalten für Social Media, die Pflege von Webseiten, Übersetzungen und andere organisatorische Aufgaben.
- Sie kann auch helfen, Ehrenamtliche besser zu unterstützen – etwa durch klarere Aufgabenbeschreibungen, Materialaufbereitung oder Kommunikationshilfen.
- Besonders spannend ist der Einsatz in der Mission, wenn KI Sprach- und Kulturgrenzen überwindet und dadurch neue Türen öffnet.
Konsequenzen für Christen heute
Die Autoren betonen, dass Gemeinden, die sich nicht mit KI auseinandersetzen, Gefahr laufen, irrelevant für eine Generation von Digital Natives zu werden. Gleichzeitig warnen sie davor, KI kritiklos zu übernehmen.
Die entscheidende Leitlinie lautet:
Technik dient dem Menschen – und der Mensch gehört Gott.
Darum sollten Christen bewusst Räume schaffen, in denen Formung, Jüngerschaft und Beziehung im Zentrum stehen. KI ist ein Werkzeug, kein Retter.
Ein Thema, das uns nicht loslässt
Eines ist klar: Jedes Buch über Künstliche Intelligenz ist in wenigen Jahren zwangsläufig überholt, weil sich die Technik rasant weiterentwickelt. Das macht sie aber nicht weniger relevant – im Gegenteil. Wir können es uns als Christen nicht leisten, das Thema auszublenden.
Wer sich stärker für die technischen Hintergründe interessiert, dem sei der Titel ChatGPT and the Future of AI (MIT Press) (Affiliate-Link) empfohlen. AI Shepherds and Electric Sheep ergänzt diesen Blick, indem es die theologischen und ethischen Fragen in den Vordergrund rückt.
Gerade inmitten dieser schnellen Veränderungen brauchen wir Orientierung und theologische Tiefenschärfe – damit wir weder naiv noch ängstlich reagieren, sondern mit Weisheit.
Fazit
AI Shepherds and Electric Sheep ist ein wertvoller Leitfaden für Pastoren, Gemeindeleiter und Gemeindemitarbeiter allgemein. Es verbindet technische und theologische Einsichten und übersetzt sie in konkrete Handlungsempfehlungen.
Wer eine nüchterne, aber hoffnungsvolle Orientierung im Umgang mit KI sucht, wird hier fündig. Nicht Angst und nicht Euphorie sollen unser Handeln bestimmen – sondern Weisheit, die von Gottes Wort und dem Evangelium herkommt.
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