KI in der Predigtvorbereitung: Themenpredigten

Kann KI die Predigtvorbereitung erleichtern? Dieser Beitrag zeigt Chancen, Grenzen und warum geistliche Verantwortung unersetzbar bleibt.

Einleitung

Künstliche Intelligenz hat in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten. In der Predigtvorbereitung sind die meisten von uns wohl eher zurückhaltend. Das kann ich teilweise nachvollziehen. KI-gestützte Tools bieten allerdings spannende Möglichkeiten, um Zeit zu sparen und die Qualität der Predigt zu verbessern. Wie lässt sich KI sinnvoll einsetzen, ohne den eigenen Verstand auszuschalten und auf die Leitung der KI statt auf die Leitung des Geistes zu vertrauen? In diesem Beitrag teile ich erste Erfahrungen mit KI in der Predigtvorbereitung und gebe konkrete Beispiele aus einer Themenpredigt über den Umgang mit schwierigen Menschen.

Die Quellen: zwei Podcasts

Ich würde mir eine Predigt nie komplett durch KI generieren lassen, aber als Hilfsmittel ist sie äußerst nützlich. Besonders vorteilhaft finde ich die Möglichkeit, mit bereits bekannten Quellen zu arbeiten und daraus effizient Erkenntnisse zu gewinnen. Kürzlich habe ich eine Themenpredigt über den Umgang mit schwierigen Menschen gehalten. Dabei haben mir folgende zwei Quellen besonders geholfen:

  1. Ein Podcast-Interview der FTH mit Stephan Holthaus (→ Link): Dieses kompakte Interview vermittelt wertvolle Prinzipien und stellt das Evangelium in den Mittelpunkt.
  2. Ein Podcast-Interview von Andrew Huberman mit Bill Eddy (→ Link): Bill Eddy ist Jurist, Therapeut und Mediator mit umfassender Erfahrung im Umgang mit schwierigen Menschen. Zusätzlich habe ich Ausschnitte aus seinem Buch 5 Typen, die dein Leben ruinieren können (→ Amazon) gelesen, das wertvolle Einsichten bietet.

Durch den Einsatz von KI konnte ich aus diesen Quellen gezielt Inhalte extrahieren und meine Predigt strukturieren.

Zwei Tools: Readwise und ChatGPT

Seit einiger Zeit nutze ich die App Readwise (→ Link), die ursprünglich insbesondere dazu diente, meine Kindle-Markierungen mit Evernote zu synchronisieren. Mittlerweile hat sich meine Nutzung erweitert: Der Readwise Reader ermöglicht das Speichern und spätere Lesen von Internet-Artikeln – ähnlich wie Instapaper oder Pocket. Besonders hilfreich finde ich die Funktion, YouTube-Videos zu speichern und automatisch ein Transkript generieren zu lassen. Diese Möglichkeit habe ich genutzt, um die Inhalte beider Podcasts systematisch zu erfassen und gezielt für meine Predigtvorbereitung auszuwerten. Nachdem ich beide Transkripte in ChatGPT hochgeladen hatte, stellte ich gezielte Fragen, um relevante Erkenntnisse für meine Predigt zu gewinnen.

Anfragen an ChatGPT

Hier meine drei Leitfragen:

  1. In seinem Buch 5 Typen, die dein Leben ruinieren können, erwähnt Bill Eddy 5 Arten von High Conflict Personalities: (1) Der „Ich bin alles, du bist nichts“-Typ (Narzissmus). (2) Der „Ich liebe dich und ich hasse dich“-Typ (Borderline). (3) Der „grausame Hochstapler“-Typ (Antosozial. (4) Der „misstrauische“ Typ (Paranoid) (5) Der „dramatische, anklagende“ Typ (Histrionisch). Im angehängten PDF ist ein Interview mit ihm, in dem er seine Gedanken weiter ausführt. Welche konkreten praktischen Ratschläge hat Eddy für den Umgang mit solchen Menschen?
  2. Kannst du mir Beispiele von Personen aus der Bibel nennen, die den 5 Arten von High Conflict Personalities entsprechen? [Die Ergebnisse waren für mich nicht alle sofort zufriedenstellend, aber ich habe nachgefragt und hatte selbst auch Ideen, die ich eingebracht habe. ChatGPT hat im übrigen nicht nur Namen genannt, sondern konkret beschrieben, warum die biblischen Personen so eingeordnet werden können.]
  3. Hier ein Interview mit Stephan Holthaus zum Umgang mit schwierigen Menschen. Inwieweit überschneiden sich seine Ratschläge mit denen von Bill Eddy? Wo gibt es Unterschiede? [Mit Hilfe des Ergebnisses habe ich den ersten Entwurf für meine Predigtgliederung erstellt. Diese habe ich dann selbstständig weiter verfeinert, für gute Formulierungen aber auch ChatGPT gefragt.]

Anschließend habe ich mir noch Fotos für die fünf biblischen Personen generieren lassen und habe vier Fallbeispiele zur Einleitung aus dem Buch von Eddy verwendet. Selbstverständlich habe ich noch insbesondere für die unter 4 und 5 genannten Unterpunkte weiter herausgearbeitet, was die Bibel dazu sagt.

Meine Predigtgliederung

  1. High Conflict Personalities: vier Fallbeispiele
    1. Tom verliebte sich Hals über Kopf …
    2. Im Alter von 19 Jahren überfiel Paul einen Kiosk …
    3. Joe war begeistert von seiner Mitarbeiterin Monica …
    4. Die Augen von Amys Mutter waren voller Wut …
  2. Fünf Arten von schwierigen Menschen
    1. Der „Ich bin alles, du bist nichts“-Typ: Haman (Esther 3-7)
    2. Der „Ich liebe dich und ich hasse dich“-Typ: König Saul (1Sam 18)
    3. Der „grausame Hochstapler“-Typ: Delila (Richter 16)
    4. Der „misstrauische“ Typ: Herodes der Große (Matthäus 2; historische Berichte)
    5. Der „dramatische, anklagende“ Typ: Absalom (2. Samuel 15-18)
  3. Drei menschliche Reaktionen
    1. Kämpfen
    2. Fliehen
    3. Ignorieren
  4. Vier psychologische und pragmatische Strategien
    1. Konstruktive Konfrontation
    2. Emotionale Distanz wahren
    3. Verständnis für die andere Person entwickeln
    4. Friedensstiftung und Konfliktlösung
  5. Der Weg des Evangeliums
    1. Gebet: Die Last abgeben und Gott vertrauen
    2. Vergebung: Heilung für beide Seiten finden
    3. Konfrontation: Wahrheit in Liebe aussprechen

Fünf Einschränkungen

KI kann hervorragend beim Recherchieren, Formulieren und Strukturieren helfen. Dennoch gibt es wesentliche Aspekte, die KI nicht ersetzen kann.

  1. KI kann keine geistliche Richtung vorgeben. Sie mag Informationen darüber haben, was allgemein unter einer „guten Predigt“ verstanden wird, doch die geistliche Leitung liegt beim Prediger. Man kann ChatGPT zwar mit einer eigenen Definition füttern (bei regelmäßiger Nutzung z. B. über ein Custom GPT), aber letztlich darf die Entscheidung über Inhalte nicht der KI überlassen werden.
  2. KI eignet sich besser für Themenpredigten als für Auslegungspredigten. Eine sorgfältige Exegese bleibt eine persönliche Aufgabe des Predigers. Nachdem diese erarbeitet wurde, kann die KI jedoch helfen, Gedanken zu strukturieren und verständlich zu vermitteln.
  3. KI kennt die individuelle Gemeinde nicht. Selbst wenn man die Zielgruppe beschreibt, kann sie nur begrenzt passende Illustrationen oder Anwendungen generieren. Der Prediger sollte immer selbst reflektieren, was die eigene Gemeinde konkret benötigt.
  4. KI kann die Persönlichkeit des Predigers nicht ersetzen. Eine Predigt ist nicht nur auf die Zuhörer abgestimmt, sondern spiegelt auch das Leben und die Erfahrungen des Predigers wider. Eine authentische, von Herzen kommende Botschaft kann KI nicht liefern. Klar kann man die KI auch mit früher gehaltenen Predigten füttern und sie bitten, den eigenen Stil zu kopieren, aber das Ergebnis wird immer weniger persönlich sein. 
  5. KI betet nicht und steht nicht unter der Leitung des Heiligen Geistes. Auch wenn KI exzellente Predigtentwürfe generieren kann, bleibt es die Aufgabe des Predigers, sich durch Gebet und die Führung des Heiligen Geistes leiten zu lassen.

KI kann somit ein wertvolles Werkzeug sein, aber sie ersetzt nicht die persönliche Verantwortung und geistliche Hingabe eines Predigers.

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