Hier folgen wieder einige Gedanken zu den Büchern, die ich im vergangenen Monat gelesen habe. Im Grunde vier davon aus den Bereichen Lernen und Lehren und zwei zur Gemeindearbeit.
Newport: How to Become a Straight-A Student
Nein, ich bin kein Student mehr. Das, was der Titel verspricht, ist für mich leider zu spät. Ich habe das Buch gelesen, weil ich von den ersten beiden Büchern des Autors so begeistert war (Konzentriert Arbeiten und Digitaler Minimalismus). Für Studenten ein sehr hilfreiches Buch, das man möglichst früh im Studium lesen sollte. Newport schreibt im Grunde darüber, wie man seine Tages- und Lernabläufe strukturieren und effektiv lernen kann. Etliches davon kann man auch auf Arbeitsabläufe übertragen, also nicht nur für Studenten.
Kaufmann: Ungifted – Intelligence Redefined
Weil sein IQ deutlich unter dem Durchschnitt war, fiel der Autor während seiner Schulzeit durchs Raster und wurde als unterbelichtet abgestempelt. Er ließ sich aber nicht unterkriegen und bekam schließlich über Umwege einen Studienplatz in Cambridge. Anschließend promovierte er in Yale in Kognitionspsychologie. Ungifted zeigt auf hervorragende Weise, dass man Intelligenz nicht auf eine Zahl reduzieren kann. Jeder Mensch ist ganz individuell begabt. Das Buch zeigt die wissenschaftlichen Hintergründe auf und ist motivierend.
Foer: Moonwalk mit Einstein
Moonwank mit Einstein erzählt die Geschichte eines jungen Journalisten, der über eine Gedächtnisweltmeisterschaft berichtete. Als er mit einem der Teilnehmer sprach, meinte dieser, jeder könnte die Fähigkeiten erlernen. Der Journalist, Joshua Foer, ließ sich darauf ein und trainierte in Folge dessen unter Anleitung seines Bekannten ein Jahr lang täglich 1-2 Stunden. Nach einem Jahr geschah das unglaubliche: er gewann tatsächlich die amerikanischen Gedächtnismeisterschaften. Die Methoden des Lernens von Fakten werden nebenbei vorgestellt. Vor bald 18 Jahren empfahl mir ein Kollege (während des Zivildienstes) die Bücher von Tony Buzan, sozusagen dem „Guru“ der Szene. Ich habe damals zwei oder drei Bücher von ihm gelesen habe und fand sie sehr hilfreich. Einiges davon habe ich bis heute behalten. In einer Zeit, in der wir unser Gedächtnis immer stärker extern verwalten (Digitale Adressbücher, Navis, Apps…) ist es gar nicht schlecht, das Gedächtnis ein wenig zu trainieren. Foer beschreibt allerdings auch, dass er einige Tage nach dem Sieg der amerikanischen Gedächtnismeisterschaften mit seiner Familie essen war. Als er danach mit der Bahn zu Hause angekommen war, wurde ihm plötzlich bewusst, dass er mit dem Auto hingefahren war und sein Auto noch beim Restaurant stand. Das beste Gedächtnis hilft leider nicht gegen Zerstreutheit.
Selwyn: Education and Technology
Ein sehr ausgewogenes Buch zur Technologie in der Lehre. Selwyn beschreibt die bisherige Entwicklung im technologischen Bereich und zieht ein nüchternes Fazit. Die Erwartungen der vergangenen Jahrzehnte – etliche versprachen sich viel von Radio und Fernsehen – wurden eher enttäuscht. Heute werden große Hoffnungen in das Internet gesetzt und es wird von der Demokratisierung der Lehre gesprochen. Tatsächlich ist es wichtig, zu überlegen, wie Technologie für gute Lehre eingesetzt werden kann. Ich bin gerade selbst bei der Erstellung einer Internet-Plattform für ein neues Schulungsprogramms für Gemeindemitarbeiter. Aber wir sollten das nüchtern tun und auch die Vorteile des Präsenzunterrichts sehen.
Vaters: Small Church Essentials
Größer ist besser! Wirklich? Karl Vaters schreibt in seinem Buch, dass er als Pastor viele Jahre lang die Überzeugung hatte, dass eine Gemeinde automatisch größer wird, wenn sie gesund ist. Mit den Jahren wurde ihm klar, dass eine Gemeinde durchaus auf einem sehr guten Weg sein kann, auch wenn sie nicht wächst. Die Realität ist, dass die ganz große Mehrheit von Gemeinden eher klein sind (in den USA wie auch in Deutschland). Groß zu sein ist kein Qualitätsmerkmal (das gleiche gilt selbstverständlich auch für das klein sein!). In seinem Buch schreibt er, wie man eine Gemeinde unter 250 gesund entwickeln kann. Die Zahl 250 ist dabei die obere Grenze, er spricht auch über Gemeinden mit 25 oder 50 Mitgliedern. Sehr ermutigend und praktisch.
Dever: Wachstum durch Jüngerschaft
Ein kleines aber hilfreiches Buch für gelebte Jüngerschaft in der Gemeinde. Dever beschreibt die biblischen Grundlagen und die Praxis. Ich hätte mir gewünscht, dass er manches noch näher ausführt, vor allem den Praxisteil, der an sich sehr anschaulich geschrieben ist. Trotzdem eine sehr gute Ergänzung der 9Merkmale-Reihe.